LOYALITÄT IM FAMILIENSYSTEM
Wenn in einem Familiensystem ein Partner seiner Ursprungsfamilie gegenüber loyal bleibt, dann hat das enorme – nachteilige – Auswirkungen auf das nachkommende System.
Wir haben alle eine sog. Ursprungsfamilie. Die Familie, in die wir hineingeboren wurden. Das sind jene Menschen, die uns am meisten geprägt haben, denn in den ersten Jahren ist der Mensch wie ein Schwamm. Maria Montessori nannte es den „absorbierenden Geist“. Alles wird ungeprüft und ungefiltert aufgenommen und für wahr befunden.
Erst im Laufe der Jahre, werden diese Prägungen, Konzepte und Muster einer Überprüfung unterzogen, weil sie uns in der einen oder anderen Art behindern. Spätestens dann, wenn wir eine eigene Familie gründen und Kinder dazu kommen. Dann zeigt sich was Sache ist. Denn unsere Kinder beobachten uns ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt 24/7. Und sie prüfen uns. Sie prüfen unsere Konzepte. Unsere Prägungen und Muster.
Wenn du also eine eigene Familie gründest, kann es sein, dass sich im Laufe der Zeit herausstellt, dass sich Muster zeigen, von denen du nicht mal wusstest, dass du sie hast, sie sich jedoch für dein neues System nachteilig auswirken. Dazu gehört auch die Loyalität zu deinem Ursprungssystem.
Wer sein ursprüngliches System über das neue System stellt, ist nicht frei. Der Platz ist besetzt und sowohl der neue Partner/Partnerin als auch die Kinder kommen zu kurz. Meistens sind die Aufzeiger einer Schwachstelle die Kinder. Also zeigt ein Kind ein seltsames Verhalten, tanzt es aus der Reihe, hat es ständig irgendwelche Schwierigkeiten, so ist es wahrscheinlich, dass in einem System die Ordnung – und damit auch der Fluss des Lebens – unterbrochen ist.
Die Herausforderung hierbei ist erstens Mal, es zu erkennen und es anzuerkennen. Meistens ist der Fall der, dass Eltern versuchen an den Kindern etwas zu verändern. Das Problem zeigt sich ja beim Kind. Ich finde, Kinder dürfen, können und sollen in so einem Fall unterstützt werden. Unbedingt. Das eigentliche Problem gehört allerdings wo anders angegangen. Nämlich indem Ordnung in die Familie gebracht wird.
Jetzt kannst du sagen, dass ja eh alles in Ordnung ist. Es geht allerdings um eine viel tiefere Ordnung. Wurde wer ausgeschlossen? Wird mit einem Familienmitglied nicht mehr gesprochen? Gibt es frühere Partner? Ist der Partner/die Partnerin eigentlich wirklich frei?
Es gibt da unzählige Möglichkeiten. Und hätte ich damit nicht persönlich positive Erfahrungen, so könnte ich darüber gar nicht schreiben/sprechen.
Zurück zum Thema: Nicht selten ist es so, dass ein Loyalitätskonflikt, wenn er nicht geklärt ist, an die Nachkommen weitergegeben wird. Hat also beispielsweise der Vater sich nicht von seiner Ursprungsfamilie gelöst, könnte es sein, dass auch das Kind einen Loyalitätskonflikt in sich trägt. Beispielsweise kann es sich dann auch nicht so leicht von seiner Familie lösen können, was allerdings ein wichtiger Prozess im Leben eines Kindes ist. Da ich ausschließlich Söhne habe, kann ich vor allem von dieser Thematik her was sagen. Die Loslösung von der Mutter hin zum Vater ist ein wichtiger und einschneidender Prozess. Es mag sich anfühlen wie Verrat. Und doch ist es ein wichtiger Schritt.
Loyal kann ein Familienmitglied zum Beispiel dann sein, wenn er oder sie die Ursprungsfamilie über alles stellt. Wenn die eigene Mutter immer noch beschützenswert erscheint. Oder wenn der eigene Vater mehr „zählt“ als der eigene Partner.
Was also tun? Als erstes Mal einen Schritt zurück treten und schauen. Reinfühlen. Erkennen: Irgendetwas läuft hier nicht rund. Akzeptanz dessen, was sich zeigt. Und dann am besten Unterstützung hinzuziehen, um das Thema an der Wurzel zu packen.
Kavitha – 2024
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