NEURODERMITIS
Manchmal vergess ich es. Weil es nicht mehr da ist. Nicht mehr aktuell ist. Gestern aber wurde ich wieder daran erinnert. Durch ein kleines Kind. Ein Kind mit Neurodermitis.
Wie viele Jahre war ich echt unansehnlich und auch unausstehlich. Schmerzen. Jucken. Schlaflose Nächte. Unruhige Tage. Depressionen. Urlaube, wo ich im dunklen Zimmer geblieben bin. Alles zuviel. Die mitleidigen Blicke vieler Menschen. Die angewiderten Blicke. Selbstwert gleich null. Unsicherheit hoch 10. Es waren viele Jahre, in denen nicht nur ich litt. Nein, auch meine ganze Familie.
Heute ist es wie eine blasse Erinnerung, außer etwas triggert mich. Ich hab keine Fotos mehr von damals. Hab alles verbrannt und entsorgt. Die, die mich schon länger kennen,können sich wahrscheinlich daran erinnern. Unglaublich eigentlich, dass ich jetzt schon seit viele Jahren – mindestens 10 Jahren – mit nur ganz wenigen Symptomen lebe. Dafür bin ich sehr, sehr, sehr dankbar.
Gestern wurde die Erinnerung daran wachgerufen. Eben durch dieses kleine Kind und seine Mama. Eine Mama, die sich voller Vertrauen an Ärzte wendet und um Hilfe bittet. Ma, wie sehr hab ich mich damals verlassen gefühlt! Die Schulmedizin konnte nicht helfen: „Damit musst du leben. Das wird sich nie ändern.“ Welch ein Todesurteil für mich damals.
Und doch ist es heute anders und ich bin dankbar für all die neuen, alternativen Wege, die ich damals beschreiten musste. Ausstieg aus dem Gewohnten – hinein ins Ungewisse. Nicht wissend, ob es wirklich fruchten wird. Und ja, einige Umwege bin ich dabei auch gegangen. Mich der Meinung anderer entgegenstellend. Ernährungsumstellung. Radikalst. Und auch Arbeit an der Psyche. Damals machte ich meine erste Familienaufstellung (3 Jahre hab ich gebraucht, bis ich mich da drüber gewagt habe. Mit dem Ergebnis, dass ich so begeistert war und bin, dass ich dann selber eine Ausbildung machte). Nächtelang hab ich geforscht. Gelesen. Es hat meine Grenzen gesprengt. Ja regelrecht. Bin ich froh, dass ich nicht völlig verrückt geworden bin. Da stand ich oft an der Grenze.
Bin halt „nur“ eine Betroffene, die einen Weg gefunden hat, der sich ganzheitlich anfühlt und sicher keine Expertin, aber wer gern mehr darüber wissen will, darf mich gerne fragen. Ich teil meine Erfahrungen sehr gern – persönlich. Weil es mein Weg ist. Meine Erfahrung. Es ist das etwas was ich kenne und worüber ich was sagen kann. Wenn es jemand anderem hilft, so teil ich das gerne.
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