GEBET AN DAS LEBEN
Großer Geist,
du, der du mich gewebt hast aus Licht und Sternenstaub,
der du mich gesendet hast auf diese Erde –
nur für eine Weile,
nur für diesen einen Tanz im Kleid aus Fleisch und Atem –
ich höre dich.
Ich höre dich, wenn der Tod anklopft.
Als Erinnerung:
Dass mein Leben heilig ist.
Endlich.
Jetzt.
Ich danke dir für all die Wege,
die ich schon gehen durfte.
Für meine Kindheit voller Lachen.
Für jede Liebe, die kam und ging.
Für jedes Ja und jedes Nein.
Für das Leben, das ich gebar.
Für die Schmerzen, die mich öffneten.
Für die Freude, die mich überflutete.
Für die Nächte, die mich lehrten zu beten,
und für die Morgen, an denen ich neu geboren wurde.
Ich habe viel gesehen.
Und noch mehr gefühlt.
Ich habe mich verloren – und wiedergefunden
im Spiegel der anderen,
in der Stille,
im Wind.
Und doch spüre ich:
Ich bin noch nicht fertig.
Meine Seele dürstet noch nach Erfahrung,
nach Berührung,
nach Tiefe.
So bitte ich dich, Leben:
Nimm mich an der Hand.
Führ mich dorthin, wo meine Freude wohnt.
Zeig mir, wo mein Mut sich versteckt.
Lass mich nicht warten auf später –
denn vielleicht ist später zu spät.
Lass mich jeden Moment feiern.
Lass mich tanzen, auch wenn niemand Musik hört.
Lass mich lieben, auch wenn ich verletzt wurde.
Lass mich vertrauen, auch wenn ich gefallen bin.
Ich bin hier,
nicht um perfekt zu sein –
sondern um ganz zu sein.
Echt.
Ungezähmt.
Lebendig.
Ich verneige mich vor dem Tod –
und entscheide mich
für das Leben.
Heute.
Ganz.
Dankbar.
Mit jedem Atemzug.
Kavitha – 2025
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