Laute Gefühle …

Manchmal wünsche ich mir ein dickeres Fell.
Eins, das mich schützt vor all den feinen Nadeln,
die kaum einer spürt.
Ich spüre sie,
bevor jemand weiß, dass es sie gibt.

Ich höre, was nicht gesagt wird.
Fühle, was verdrängt wird.
Sehe, was sich im Schatten bewegt,
lange bevor jemand das Licht anmacht.

Und das ist schön.
Und das ist schmerzhaft.
Beides, gleichzeitig.

Denn was tun,
wenn ich etwas fühle,
was dir noch gar nicht bewusst ist?
Wenn meine Seele flüstert:
Hier stimmt etwas nicht,
und du noch lachst,
nichts ahnend,
guten Gewissens?

Früher habe ich es einfach gesagt.
Herausgeschleudert,
wie ein Blitz.
Ungefiltert.
Ich dachte, Wahrheit heilt.
Aber nicht jeder ist bereit für sie.
Nicht sofort.
Nicht in dieser Klarheit.
Nicht in dieser Wucht.

Ich habe gelernt:
Worte können schneiden.
Auch wenn sie wahr sind.
Gerade dann.

Jetzt schweige ich – meistens.
Doch das Schweigen fühlt sich an
wie Gefangenschaft.
Und ich werde wütend.
Nicht, weil du mich verletzt.
Sondern, weil ich nicht weiß,
wohin mit dem,
was in mir brennt.

Spreche ich es aus,
wirst du vorsichtig.
Zartfühlend.
Du beginnst, Dinge zu verschweigen.
Weil du glaubst,
ich zerbreche an der Wahrheit.
Dabei zerbreche ich
an der Unwahrheit.

Ich rieche Geheimnisse
und spüre Masken
wie Sand auf der Haut.
Und ich werde müde davon,
immer zu wissen
und doch nicht sprechen zu dürfen.

Was bleibt mir?
Mich selbst halten.
Tiefer atmen.
Fragen stellen,.
Raum lassen.
Für mein Gefühl.
Und für das Dazwischen.

Kavitha – 2025

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