Oder: Die Genialität des Maulkorbes
Wie immer schreibe ich von meiner persönlichen Erfahrung. Und diesmal möchte ich sie gern in Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen setzen. Und somit meine Geschenke teilen.
Es ist mittlerweile ein paar Jahre her als ich regelrecht mundtot gemacht wurde. Die Vorgeschichte ist eine Liebesgeschichte (wie könnte es anders sein :-)). Eine schöne Liebesgeschichte. Wo ich Gefühle hatte, die ich so bisher nicht kannte. Doch es sollte anders kommen als in einem Hollywood-Film. Zumindest nicht mit Happy End. Eher wie so eine Horrorgeschichte. Na ja, die Einzelheiten erspar euch.
Jedenfalls ging es nicht so gut aus zwischen ihm und mir. Die unendlich groß scheinende Liebe, verwandelte sich schon bald ins Gegenteil. Und aus all dem Liebesgesülze wurden Hassparolen. Verleumdungen. Teilen von höchstpersönlichen Details in den sozialen Medien. Die Liebe war groß. Der Hass ebenso. Und seine Rache war unerbitterlich. Wann immer es meinem Ex möglich war, ließ er kein gutes Haar an mir. Die gemeinsamen Freunde zog er schnell in sein Boot. Es wurde ihnen sogar verboten mit mir zu sprechen, wie mir später mal jemand erzählte. Es gab die Parole: Angelica darf darüber keine Informationen erhalten!
Egal was auch immer ich sagte, es wurde gedreht und gewendet und gegen mich verwendet. Ich konnte nicht mal mehr „Pieps“ machen, ohne dass daraus ein Drama entstand.
Das Tüpfelchen auf dem „i“ war dann, als ich aufgrund seiner Intervention dann auch noch meinen damals größten Traum an den Nagel hängen musste. Und ich musste mir eingestehen: Ich warmundtot gemacht worden!
Mein Zorn war enorm. Der Hass und die Wut ebenso. Und auch Angst war mit dabei. Was wird als nächstes geschehen? Was wird er jetzt wieder machen, wenn ich meine nächste Entscheidung treffe?
Normalerweise hätte ich mich einfach komplett abgewendet und die Sintflut hinter mir gelassen. Einziges Hindernis: Das gemeinsame Kind.
Daraus entstand für mich die Notwendigkeit nach einer Lösung zu suchen. Und das bedeutete: In mir diese Anteile zu erkennen, die mir gespiegelt wurden. Kindheitstraumen zu lösen. Mich meiner Angst, meinem Zorn, meiner Wut zu stellen. Transformation pur. Nein, nicht von heute auf morgen. Ein langwieriger Prozess. Intensive Auseinandersetzung mit mir selbst. Viele Tränen. Viele – zum Teil niederschmetternde und ernüchternde – Erkenntnisse. Ein Blick in mein Spiegelbild.
Tausende Gebete, innere Dialoge und unzählig verworfene Lösungsmodelle später, die Erkenntnis: Ich kann das nicht lösen. Ich kann es nur abgeben. Ich kann mich nur diesem Geschehen hingeben und geschehen lassen, was geschehen sollen. Jeder Widerstand. Jedes Mich-Aufbäumen. Jeder Versuch zu rebellieren. Alles wurde im Keim erstickt. Es gab hier auf dieser Ebene keine Lösung. Ich musste darüber hinaus gehen. Es transzendieren. Ich musste es abgeben. An etwas Höheres. An die höhere Ordnung. An Gott. An den Großen Geist.
Ich musste in dieser Zeit meinen Glauben verlieren. Meinen „falschen“ Glauben, dass mein Wille hier irgendeine Rolle spielen würde. Dass ich hier in diesem großen Geschehen auch nur ein einziges Wörtchen mitzureden hätte. Alles bullshit. Nicht ich leite hier die Geschehnisse. Etwas Anderes leitet diesen Prozess. Daraus entwachsen ist ein tiefes Vertrauen darin, dass die Liebe siegt. Ein inneres Wissen: Das Leben ordnet sich von selber. So wir es lassen! Alles was ist, geschieht aus einer höheren Intelligenz heraus und bedarf nicht meines Zutuns.
In mir geschah sozusagen eine Bewusstseinsentwicklung vom niederen zum höheren Bewusstsein. All das Alte, all mein Glauben, mein Wille … mussten sterben. Eine tiefe Hingabe wurde geboren. Ein tiefes Vertrauen.
So. Warum ich gerade jetzt davon schreibe, liegt vielleicht auf der Hand. Es ist keinesfalls eine Abrechnung. Nein, im Gegenteil: Ich teile die Geschenke aus diesen Erlebnissen: Ein tiefes Vertrauen in den Großen Plan. In Gott. In jene Kraft, die alles Leben erschafft. Und warum ich einen Maulkorb tragen „kann“.
Zurück zum Jetzt: So ähnlich sehe ich jetzt den kollektiven Prozess. Widerstand und Protest. Wut angesichts der Maßnahmen. Verwirrung. Angst. Unsicherheit. Dieses Mal kollektiv und nicht nur in meiner kleinen Welt.
Tiefes Mitgefühl ergreift mich oft. Mitgefühl für jene, die vor Wut nur so schnauben. Tiefes Mitgefühl mit jenen, die sich keine Maske aufsetzen wollen. Tiefes Mitgefühl für all den Zorn, der in den Menschen gerade tobt. Und doch eine innere Ruhe. Ein Wissen darum, dass die Liebe siegt.
Wir dürfen toben und wüten. Wir dürfen Widerstand leisten. Doch geht es hier – zumindest für mich – um ganz etwas Anderes. Um Hingabe. Um Vertrauen. Aufwachen. Schließlich geschieht hier alles im Namen der Krone! Es ist die Krönung. Das Aufwachen. Um die tiefe Erkenntnis und vor allem Erfahrung: Nicht ich bin es, der hier die Fäden in der Hand hat. Nicht die Machthaber sind es, die die Fäden in der Hand haben. Es ist ein einziger Prozess der Bewusstwerdung, sozusagen gesteuert von jener Kraft, die alles erschafft. Demut. Freude. Hingabe. Liebe.
Darum: Fühle, wie du dich fühlst, wenn du mundtot gemacht wurdest/wirst. Du musst dazu nicht schreien, brüllen und auf die nächste Demo gehen. Nein, du kannst es in Wahrheit eh nur in dir fühlen. Diese enormen Kräfte in dir zulassen. Und du wirst sehen und erfahren, welch tiefe Transformation in dir geschieht. So du es dafür nutzt.
Sollte jetzt in dir etwas die Befürchtung habe, dass diese innere Transformation in der Welt nix ändern würde, dass es keinen Sinn ergibt, in dir Ordnung zu schaffen, solange die Welt nicht in Ordnung wäre, so möchte ich dir gerne sagen: Glaub nicht, dass deine inneren Prozesse, dein innerer Wandel unbemerkt bleibt. Die Menschen werden es fühlen. Es wird wahr genommen. Auf einer tieferen Ebene. Und vor allem du selbst bist und bleibst im Frieden und dieses strahlst du aus.
Darum finde ich: Dein Maulkorb ist das genialste Transformations-Werkzeug, das dir gerade zur Verfügung steht. Überall erhältlich. Die Frage ist nur: Bist du bereit ihn DAFÜR zu nutzen?
Kavitha – 2020
Comments are closed