DIE FOLGEN DES SCHWEIGENS
Ich bin zu laut,
wenn ich zu lange geschwiegen habe.
Zu direkt,
wenn ich zu lange verdrängt hab,
was eigentlich raus wollte.
Zu scharf,
weil ich zu lange versucht hab,
weich zu sein.
Ich hab früh gelernt:
Wer ehrlich spricht,
wird allein gelassen.
Wer unbequem ist,
wird verlassen.
Wer weint,
macht sich angreifbar.
Also hab ich gelächelt.
Geschluckt.
Genickt.
Gemocht werden war meist sicherer
als ich selbst.
Als people pleaser tobt manchmal
ein Sturm in mir.
Und wenn ich den nicht rauslasse,
dann wütet er eben woanders.
Dann streikt mein Körper,
dann spannt mein Rücken,
dann brennt mein Magen,
oder juckt die Haut
für diese leise, kontrollierte Stimme.
Mein Körper ruft,
wenn ich schweige.
Er schreit,
wenn ich nicht darf.
Er spricht die Sprache,
die ich verlernt habe.
Ich habe nicht gelernt,
rechtzeitig zu sprechen.
Nur zu warten,
bis es zu spät ist.
Und ja,
dann bin ich unbequem.
Dann sage ich, was keiner hören will.
Dann brennt meine Wahrheit.
Und ich hasse mich dafür.
Und ich liebe mich dafür.
Denn wenigstens bin ich dann echt.
Für einen Moment.
Ich übe noch:
Fühlen, ohne zu fluten.
Reden, bevor ich implodiere.
Mich zeigen, auch wenn es schwierig ist.
Ich lerne,
dass ich nicht falsch bin,
nur weil ich viel bin.
Und nicht böse,
nur weil ich endlich
ich bin.
Kavitha – 2025
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